Zwei Denkverzerrungen, die unseren Arbeitsalltag maßgeblich prägen
Was ist der Negativity Bias?
Der Negativity Bias beschreibt die Tendenz unseres Gehirns, negativen Erlebnissen mehr Aufmerksamkeit und Gewicht zu geben als positiven. Wir erinnern uns eher an Beleidigungen als an Komplimente. Der schöne Spaziergang ist vergessen, weil uns am Ende fast ein Auto überfahren hätte.
Warum ist das so?
In der Evolution war es überlebenswichtig, Gefahren früh zu erkennen – unser Gehirn ist also auf Alarmbereitschaft trainiert. Auch wenn heute keine Raubtiere mehr lauern, funktioniert dieses Programm immer noch.
Die Folgen im Berufsleben
Im heutigen Arbeitskontext kann der Negativity Bias destruktiv wirken. Er beeinflusst:
- wie wir Kritik wahrnehmen (oft überempfindlich oder defensiv),
- wie wir Kolleg*innen beurteilen (misstrauisch oder voreingenommen),
- wie wir mit Veränderungen umgehen (ängstlich oder blockierend).
Beispiel aus der Praxis:
Eine Assistentin mit starkem „Mecker-Fokus“ bekam den Tipp, täglich drei positive Dinge aufzuschreiben und sie sichtbar am Arbeitsplatz zu platzieren. Ergebnis: Der Perspektivwechsel fiel schwer – aber schon der Versuch zeigte Wirkung. Positive Rituale können helfen, alte Muster zu unterbrechen.
Was ist der Optimism Bias?
Der Optimism Bias ist das gegenteilige Phänomen: Wir neigen dazu, die Zukunft zu optimistisch einzuschätzen – und uns selbst als besser, sicherer oder erfolgreicher wahrzunehmen als den Durchschnitt.
Vorteile:
- Ermutigt uns, Neues zu wagen
- Schützt vor Mutlosigkeit
- Fördert mentale und körperliche Gesundheit
Aber:
Wir überschätzen oft unsere Kontrolle über die Dinge – und unterschätzen Risiken.
Ergebnis: Fehlentscheidungen, Planungsfehler oder enttäuschte Erwartungen.
Realitätscheck: Die Technik des „Advocatus Diaboli“
Wie lassen sich die positiven Effekte von Optimismus erhalten – ohne in Naivität abzurutschen? Eine bewährte Methode ist die Technik des Advocatus Diaboli:
So funktioniert’s:
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Zukunftsvorhaben definieren (z. B. ein Projekt, ein Event, eine neue Aufgabe)
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Frage stellen: Was müsste passieren, damit das Vorhaben scheitert?
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Risiken auf Zettel schreiben
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Risiken in einer Matrix einordnen:
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Achsen: Eintrittswahrscheinlichkeit & Auswirkungsgrad
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Handlungsbedarf: Alles im rechten oberen Quadranten muss aktiv bearbeitet oder abgesichert werden
-
Diese Technik funktioniert für den runden Geburtstag genauso wie für die nächste Projektleitung.
Was lernen wir daraus?
Unsere Denkverzerrungen sind nicht falsch, sondern tief in uns verankert – und sie hatten ihre Berechtigung. Doch in einer modernen Arbeitswelt ist es entscheidend, dass wir uns dieser inneren Mechanismen bewusst werden und sie gezielt nutzen, statt von ihnen gesteuert zu werden.
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